Über Silikone in Haarpflegeprodukten - und welche Alternativen es gibt
- Was haben Silikone in Shampoos zu suchen? (Spoiler: nix!)
- Wie du Silikone in Shampoos erkennst.
- Warum der Umstieg auf Shampoos ohne Silikone etwas Geduld erfordert.
Denkst du bei „Silikon” als erstes an das Abdichten von Fugen? Da liegst du auf jeden Fall goldrichtig. Du findest Silikon aber auch noch in anderen Bereichen, zum Beispiel in der Küche, wenn du mit deinem Silikonpinsel eine Kuchenbackform einfettest. Vielleicht verwendest du auch eine Silikonbackform (die du dann natürlich nicht mehr einfetten musst). Außerdem findest du Silikon als zugelassenen Inhaltsstoff auch in konventionellen Kosmetikprodukten. Ob Shampoo, Bodylotion, Gesichtscreme, Makeup oder Lippenstift – dort und in anderen Kosmetika können Silikone enthalten sein. Natürlich nicht in der gleichen Form wie für die Fugenabdichtung, den Silikonpinsel oder die Silikonbackform.
Langsam und von vorn: Was ist Silikon überhaupt?
Keine Angst, der Chemie-Nerd bleibt in der Kiste! Silikon ist kein eigenes Element, sondern eine Verbindung aus Silizium und Sauerstoff - beides kommt von Natur aus auf der Erde vor. Hier hört die Natürlichkeit dann aber auch auf. Denn Silizium und Sauerstoff verbinden sich nicht von alleine. Das funktioniert nur im Labor. Silikon ist also ein künstlicher Stoff – ein Kunststoff eben. Jetzt sind künstlich hergestellte Stoffe nicht per se schlecht. In manchen Bereichen haben wir uns so daran gewöhnt, dass es schwierig ist, sich ein Leben ohne sie vorzustellen. So ein Kühlschrank ohne Kühlmittel? Hmm... Die Frage ist doch immer: Brauchen wir den Kunststoff unbedingt oder geht es nicht auch ohne.
Was bewirken Silikone in Shampoos?
Wenn du ein Shampoo benutzt, willst du gepflegte und gesunde Kopfhaut, traumhaft schöne Haare, die deinen Kopf seidig und glänzend umspielen. Genau hier kommen in konventionellen Shampoos die Silikone ins Spiel. Silikone sollen in Kosmetikprodukten Haut, Haare oder Lippen glatt, geschmeidig oder besser kämmbar machen. Glatte Haut, glänzend seidige Haare und ein geschmeidiger Kussmund – wer kann dir da schon widerstehen! Manchmal werden Silikone den Kosmetikprodukten hinzugefügt, damit sich andere Inhaltstoffe besser lösen. Meistens geht es aber um den zuerst genannten Grund: Silikone sind sogenannte Filmbildner. Wie der Name schon sagt, bilden sie einen Film – auch auf Haut und Haaren. Dadurch werden kleine Unebenheiten wie Fältchen oder beschädigte Haaroberflächen ausgeglichen. Die Oberfläche ist glatter und reflektiert Licht besser als vorher. Das Ergebnis: Die Haut wirkt glatter. Deine Haare flutschen durch den Kamm. Wenn du Locken hast, fallen sie weicher. Und feine Haare fliegen nicht elektrostatisch aufgeladen durch die Luft. Sogar Spliss wird versiegelt. Beeindruckend, was Silikone alles können! Schon nach der ersten Wäsche können sich deine Haare glatt, glänzend und seidig anfühlen. Was hier in Wirklichkeit glatt ist und glänzt, ist aber das Silikon - und nicht die Haare.
Silikon-Build-Up Effekt statt genährt und gepflegt
Silikone werden den Kosmetikprodukten in der Regel als Silikonöle hinzugefügt. Öl klingt erst einmal natürlich (auch Erdöl ist ein natürliches Öl), außerdem nährend oder reichhaltig. Das trifft auf Silikonöle aber nicht zu, denn sie pflegen Haare und Haut nicht. Haut und Haare brauchen aber Feuchtigkeit sowie Nähr- und Pflegestoffe, um gesund zu sein und glatt und glänzend auszusehen. Früher wurden in der Regel wasserunlösliche Silikone in konventionellen Kosmetikprodukten verwendet. Dadurch hat sich um die Haare (und auch auf der Kopfhaut) mit der Zeit eine richtige Silikonschicht aufgebaut – auch als Silikon-Build-Up bekannt. Um das zu verhindern, wurden wasserlösliche Silikone entwickelt, die sich leichter von Haut und Haaren abwaschen lassen. Egal ob wasserlöslich oder nicht: Wenn deine Haare von einer Extraschicht umhüllt werden, macht sie das logischerweise schwerer. Das ist auch bei Silikon so. Mal davon abgesehen, dass nicht jeder ein Sleek-Look-Fan ist, können die Haare dadurch schneller fetten. Zum einen, weil sie platter an der Kopfhaut liegen. Zum anderen, weil die Haare unter der Silikonschicht austrocknen – und das regt die körpereigene Talgproduktion an.
Vom Haar ins Grundwasser: Nachhaltigkeit von Silikonen
Mal davon abgesehen, dass schon bei der Herstellung von Silikon jede Menge Kohlendioxid entsteht und Erdöl verbraucht wird, ist auch die Entsorgung problematisch. Dabei ist es egal, ob es um wasserlösliche oder nicht wasserlösliche Silikone geht. Wasserlösliche Silikone kleben weniger an Haut und Haar. Sie fließen also beim Duschen mit in den Abfluss. Und weil deine Haare keine “Silikonmagneten” sind, landet selbst bei nicht wasserlöslichen Silikonen ein Teil davon im Duschabfluss. Auch wenn die Kläranlagen immer besser werden, können Silikone weder abgebaut noch komplett herausgefiltert werden. Ein Rest bleibt einfach im Wasser. Außerdem werden Teile vom Klärschlamm auch benutzt, um Dünger herzustellen. Selbst die herausgefilterten Silikone sind also nicht safe und können über den Dünger in den Wasserkreislauf kommen. Du triffst sie dann in Seen oder Flüsse wieder. Oder im Grundwasser.
Enthält ein Produkt Silikon? INCI gibt Auskunft.
Sich für ein Produkt zu entscheiden, ist manchmal aufgrund der riesigen Auswahl schon ganz schön schwierig. Wie sollst du da auch noch eines finden, das keine Silikone enthält? Manche Hersteller machen es dir einfach und schreiben einfach „ohne Silikone” auf ihr Produkt. Noch nie gesehen? Das könnte daran liegen, dass schätzungsweise 90 Prozent der Shampoos irgendeine Form von Silikonen enthalten. Da lohnt sich – wie bei anderen Dingen auch – ein Blick ins Kleingedruckte, hier: die Inhaltsstoffe. Wie bei Lebensmitteln sind die Hersteller verpflichtet sie anzugeben, wenn sie eine bestimmte Menge überschreiten oder zu einer bestimmten Kategorie gehören und z. B. allergische Reaktionen auslösen können. Manchmal verstecken sich die Inhaltsstoffe auch hinter der Bezeichnung „Ingredients” oder „INCI”. Du findest sie oft auf der Rückseite des Produkts oder auf der Verpackung. Bei sehr kleinen oder verpackungsfreien Produkten wie Lippenstiften manchmal auch noch versteckter unter einem Abziehetikett. Übrigens je weiter vorne ein Inhaltsstoff in der Aufzählung steht, desto mehr ist von ihm drin.
Viele verschiedene Bezeichnungen für Silikone
Wenn du dir mal die Liste der Inhaltsstoffe von ein paar Produkten anschaust, stellst du wahrscheinlich fest, dass da nirgendwo etwas von Silikonen oder Silikonöl steht. Auch wenn hier bisher immer von Silikonen die Rede war, ist das nur eine grobe Kategorie in etwa so wie „Shampoo”. Davon gibt es auch nicht nur eine Sorte. Es gibt also auch sehr viele verschiedene Silikone, je nachdem was bei der Herstellung sonst noch hinzugefügt wird. Es reicht daher nicht, einfach „Silikon” oder „Silikonöl” in die Aufzählung der Inhaltstoffe zu schreiben - es muss die exakte Bezeichnung sein. Das könnte z. B. für Allergiker wichtig sein, so wie bei Lebensmitteln auch. Dimethicone, Methicone, Polysiloxane und Cyclomethicone sind einige Silikone, die du beim Blick in die Inhaltliste ziemlich häufig finden wirst. Und selbst von denen gibt es noch ein paar „Familienangehörige”. Ist dir aufgefallen, dass die Beispiele alle auf „-cone” oder „-xan(e)” enden? Genau an diesen Endungen kannst du viele Silikone relativ leicht erkennen.
Gibt es auch Haarpflege-Produkte ohne Silikone?
Kurz und knapp: Ja! Vielleicht hast du sie beim Einkaufen schon hier und da im Regal erspäht: Produkte mit der Aufschrift „ohne Silikone”. Mit denen sieht dein Haar weder strohig und stumpf aus, noch bleibt dein Kamm darin stecken. Will ja auch niemand, also was machen die Hersteller stattdessen rein? Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste kostet weniger und ist künstlich. Weil Silikon kein Einhorn ist, werden einfach andere künstliche Filmbildner genommen (zum Beispiel Polyethylene oder Acrylate). Sie bilden auch einen Film um dein Haar, der es glatt, glänzend und gut kämmbar macht. Das liegt dann nicht an einer Silikonschicht, sondern an einer andere Kunststoffschicht. Für die Umwelt ist es daher auch gehüpft wie gesprungen, ob Silikone oder andere filmbildende Kunststoffe im Wasser schwimmen: Die Silikon-Ersatzkunststoffe sind genauso wenig abbaubar und unvollständig herauszufiltern wie Silikon selbst. Die zweite Möglichkeit ist aufwändiger und natürlich: Wir sprechen von pflanzlichen Ölen und von der Fähigkeit deiner Haut, deine Haargesundheit selbst durch die Produktion von Sebum – also Talg – zu regulieren. Und weil diese Öle natürlich sind, können sie biologisch abgebaut werden und sind in den üblichen Mengen im Shampoo im Abwasser kein Problem.
Der Umstieg auf Naturshampoo erfordert etwas Geduld.
Da gibt es tatsächlich eine Herausforderung – und du wirst sie meistern! Das einzige, was du benötigst, ist ein kleines bisschen Geduld. Und wenn du bis hierhin gelesen hast, dann hast du die ;-) Gleich vorneweg: Wenn du bald heiratest oder einen anderen sehr wichtigen Termin hast, solltest du vielleicht besser danach umsteigen. Der Grund dafür ist relativ einfach: Wenn du bisher ein silikonhaltiges Shampoo benutzt hast, dann werden deine Haare von Silikon ummantelt sein. Wenn du deine Haare dann Wäsche für Wäsche davon befreit hast, brauchen sie noch eine Weile bis sie wieder glänzen und seidig sind. Sie haben schließlich eine lange Durststrecke hinter sich und müssen erstmal wieder aufgepäppelt werden. Es kann auch sein, dass deine Haare anfangs schneller fetten oder strohig sind. Dein Körper muss sich schließlich auch umstellen und die Talgproduktion regulieren. Talg ist übrigens das körpereigene Fett, das die Austrocknung von Haut und Haaren verhindern soll. Genau hier ist auch deine Geduld gefragt. Denn dann sind es deine Haare, die seidig glänzen und nicht eine Schicht von Silikonen (oder anderen Kunststoffen). Auch wenn es die Werbung anders verkaufen will: Deine Haare sind von Natur aus schön. Wenn du sie richtig bürstest und natürlich pflegst, können sie sich voll entfalten. Manchmal ist Kunststoff eben praktisch, aber überflüssig - da reicht, was die Natur zu bieten hat.